Geburt: Von den Wehen bis zur Nachgeburt

Geburt: Von den Wehen bis zur Nachgeburt
Geburt: Von den Wehen bis zur Nachgeburt
 
Bei den Untersuchungen kurz vor der Geburt überprüft der Frauenarzt auch die Lage des Kindes. Die meisten Kinder (96 %) drehen sich etwa im achten Schwangerschaftsmonat von selbst in die Hinterhauptslage, das heißt, sie liegen mit dem Kopf nach unten. Wenn ein Kind bis zur 36. Schwangerschaftswoche in einer anderen Lage verharrt, z. B. mit dem Kopf nach oben (Beckenendlage) oder waagerecht in der Gebärmutter liegt (Quer- oder Schräglage), kann ein Ärzteteam im Krankenhaus versuchen, das Kind von außen zu wenden, um es in die richtige Geburtsposition mit dem Kopf nach unten zu bringen. Da diese äußere Wendung Komplikationen mit sich bringen kann, bereiten sich die Ärzte auf einen möglichen Kaiserschnitt vor. Manche Ärzte vereinbaren bei Fehllage des Kindes mit der Schwangeren von vornherein einen Termin für eine Kaiserschnittgeburt. Bei Mehrgebärenden, deren Kind in Beckenendlage liegt, kommt unter Umständen eine normale Geburt infrage - das Gesäß des Kindes wird zuerst geboren.
 
 Geburtsbeginn
 
Bei normalem Schwangerschaftsverlauf beginnt die Geburt meist zwischen der 38. und der 42. Schwangerschaftswoche. In den letzten vier Wochen vor der Geburt verspüren die meisten Frauen unregelmäßige Wehen (Senkwehen), Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur, durch die das Kind weiter in den Beckeneingang gedrückt wird. Zudem können einige Tage vor der Geburt Vorwehen auftreten, die unter Umständen schmerzhaft sind, jedoch immer noch in unregelmäßigen Abständen auftreten. Geburtswehen werden durch die Ausschüttung des Hormons Oxytocin ausgelöst. Der Muttermund und der Gebärmutterhals sind vor allem im letzten Trimenon unter dem Einfluss von Gewebshormonen (Prostaglandinen) weicher geworden und damit nun geburtsbereit. Die Geburt beginnt mit der ca. vier bis zwölf Stunden dauernden Eröffnungsphase, während der es zu regelmäßigen Eröffnungswehen kommt. Zuerst dauern die Abstände zwischen den Wehen (Wehenpausen) fünf bis zehn Minuten, um dann immer kürzer zu werden. Während dieser Geburtsphase öffnet sich der Muttermund und der untere Teil der Gebärmutter wird gedehnt. Meist eröffnet sich jetzt auch die Fruchtblase (Blasensprung).
 
 Austreibungsphase
 
An die Eröffnungsphase schließt sich die Austreibungsphase an. Vor der ersten Wehe ist die Gebärmuttermuskulatur noch entspannt. Dann beginnen die Wehen, die stärker und schmerzhafter als in der Eröffnungsphase sind und oft auch häufiger aufeinander folgen. Diese Wehen drücken das Kind nach unten, die Gebärende verspürt nun meist auch einen starken Drang zu pressen (Presswehen). Bei jeder Wehe wird das Kind tiefer gepresst, bis endlich der Kopf durch die Scheidenöffnung drückt. Die Hebamme versucht nun mit den Händen, das Gewebe zwischen Scheide und After vor einem Einriss zu schützen (Dammschutz). Dann tritt der Kopf schließlich ganz hervor und im Anschluss dreht sich das Kind ein wenig, damit seine Schultern und dann der gesamte Körper geboren werden können. Die Austreibungsphase, die für die meisten Frauen sehr anstrengend ist, kann zwischen 30 Minuten und drei Stunden dauern. Die Pressphase dauert in der Regel 30 Minuten.
 
 Nachgeburtsphase
 
Nach der Geburt wird das Kind meistens nach wenigen Minuten abgenabelt, dann setzen in der Regel die Nachwehen ein, durch die die Plazenta mit den Eihäuten ausgestoßen wird. Die Hebamme unterstützt die Abstoßung der Plazenta häufig mit einem leichten Zug an der Nabelschnur. Ist die Plazenta geboren, wird sie auf Vollständigkeit geprüft, denn eine nicht vollständig ausgestoßene Plazenta kann u. a. zu starken Blutungen führen. Weitere Kontraktionen der Gebärmutter tragen nun dazu bei, dass sich die Blutgefäße an der Ablösungsstelle der Plazenta schließen.
 
 
Im Geburtsvorbereitungskurs erfahren Schwangere, wie sie besser mit den starken Wehenschmerzen umgehen können. Sie lernen z. B. Atemtechniken, die zur Entspannung und damit zur Schmerzlinderung beitragen. Eine weitere Möglichkeit zur Linderung des Schmerzes, die keinen Einfluss auf das Kind hat, ist die Akupunktur, die von manchen Krankenhäusern angeboten wird. Außerdem kann der Gebärenden ein krampflösendes Mittel injiziert werden. Manchmal werden auch Opioide gegeben, die jedoch unter Umständen hemmend auf die Atmung des Neugeborenen wirken können. In der Eröffnungsphase ist zudem eine Periduralanästhesie (PDA) möglich, durch die die Schmerzen weitgehend gelindert werden. Allerdings kann die PDA in der Austreibungsphase auch den Pressdrang hemmen, sodass die Geburt nicht vorankommt. Auf das Kind hat die PDA keinen Einfluss.
 
Siehe dazu auch: Schwangerschaftsvorsorge und Störungen der SchwangerschaftNarkose und Anästhesie

Universal-Lexikon. 2012.

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